Auszüge aus der Dorfchronik der Gemeinde Wichtenbeck

(aufgestellt vom letzten Bürgermeister, 1952-1972, Herrn Albert Carstens)

(Text: Albert Carstens)

Herr Carstens schreibt u. a.:

Zur Bauweise in unserem Ort:
Früher baute man die Häuser im Eichenfachwerk, und zwar mit der Dielentür zur Straße. Ich habe noch die alten Häuser wie Holst 1, Wilhelm Kuhlmann, Sack (früher von der Ohe), gekannt. Unser Haus, 1870 erbaut, war zuerst mit Stroh und dann mit Ziegel gedeckt.

Zur Wirtschaftsentwicklung:
Soweit ich selber noch zurückdenken kann, bzw. von meinem Vater und Großvater erzählt wurde, mußten die Haupterträge ganz früher die Schafe und Bienen bringen. Die großen Höfe hatten 200 bis 400 Mutterschafe und 1 bis 2 Sack Bienen (1 Sack waren 60 Körbe), die dann im Frühjahr schwärmten und sich, wenn das Jahr gut war, um das 4-fache vermehrten. Die meisten Bauern zogen mit ihren Bienen

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 im Frühjahr in das Wendland, weil es dort in den Niederungen viele Weiden, Sprötchen und Blumen gab. Die Bauern schickten ihre Hoferben, oder Söhne, die Imker werden wollten, mit, um dem Imker zu helfen und die Imkerei zu erlernen. Anfang der 1900 Jahre haben dann sämtliche Bauern ihre Bienen und auch ihre Schafe abgeschafft. Es blieben nur die Imker August Holst und Wilhelm Ripke, die noch mehrere Völker hatten und damit zur Raps- und Kirschblüte fuhren, sowie einige Altenteiler, die sich für den eigenen Bedarf noch einige Völker hielten. Grund für diese Wirtschaftsumstellung ist wohl gewesen, daß der Boden durch Einsatz von Kalk und Düngemitteln ganz andere Erträge brachte, mehr als für den eigenen Bedarf erforderlich.

Vorher wurde der Boden nur durch Brache, Stalldüngung und Mergel (Sedimentgestein welches Kalk und Ton enthält) verbessert. Der Mergel wurde im Winter aus Kirchweyhe und Barnsen geholt

Zur Mechanisierung:
Ende des 18. Jahrhunderts gab es noch Teilholzpflüge mit Vorschneider, dann kamen die ersten Eisenpflüge mit Vorschäler. Als mein Vater 1893 aus Stade von einem Gut zurückkam, auf dem sie schon Eisenpflüge hatten, wollte er auch einen Eisenpflug anschaffen. Jedoch min Großvater meinte der sei zu schwer für die Ochsen und Pferde. Er wurde dann aber doch gekauft.

Anfang 1930 kam der erste Trecker. Holst 1 hatte den ersten eisenbereiften Trecker, mit dem er schon pflügen konnte und der vor den Mähbinder gespannt wurde. 1934 hatten wir den ersten gummibereiften Trecker gekauft. Es war der erste im Kreis, ein Lanz Bulldog, der 27 Jahre gelaufen ist, er hatte jedoch noch keine Hydraulik. Das Getreide wurde ganz früher mit dem Dreschpflegel gedroschen, Ende des 19. Jahrhunderts kam der Spitzdrescher mit Göbelantrieb auf, der durch Pferde angetrieben wurde. Wir hatten 1914 schon einen Breitdrescher mit Halbreinigung, der von 4 Pferden angetrieben wurde. Das Stroh musste mit der Hand gebunden werden und das Korn mit der Handreinigungsmaschine gereinigt werden. Anfang 1900 gab es die ersten Lohndrescher, die Maschinen mit Dampflokantrieb hatten.
1914 erhielt unser Dorf elektrischen Strom, der für alle Betriebe eine große

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Erleichterung brachte, Es wurden Vollreinigungs Dreschmaschinen mit Strohbinder, Schrotmühlen und Kreissägen angeschafft.

Zur Viehwirtschaft:
Anfang 1900 war der Viehbestand allgemein nicht hoch, denn alles Grünfutter musste herangeholt werden. Die Wiesen wurden alle berieselt, was viel Arbeit bedeutete. Um 1912 haben dann einige Besitzer im Kiehnmoor Weiden angelegt und waren so in der Lage, ihren Viehbestand aufzustocken. Nach 1918 wurde auch zum Teil schon für das Milchvieh Weiden angelegt.


Auszug einer amtlichen Niederschrift betreffs Brautaussteuer
vom 27. Oktober 1820


1. 30 Thaler, innerhalb von 10 Jahren auszuzahlen

2. 6 Rinder

3. 6 Schweine

4. 3 Sack Knoten (Leinsamen)

5. 3 Sack Buchweizen

6. 6 Immen und eine Tonne Honig

7. 30 Schafe

8. ein ortsgebräuchliches Kistenpfand (Aussteuer)

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