Die Schule in Wichtenbeck

(übernommen aus: “Der Heidewanderer” -1998-)

(Text: Heinrich von der Ohe)

Nun etwas über die Schule meines Heimatortes und über den Unterricht. Das Schulhaus lag mitten im Dorfe auf einem sanften Hügel. Die Schulstube war nicht groß, sie hatte Platz für 30 Kinder. Die mussten dann aber sehr eng sitzen. Einen eigenen Eingang mit Kleiderablage hatte die Schule nicht. Alle Kinder gingen über den Flur der Lehrerwohnung. Unser Lehrer Bühring hatte im Hause noch eine Wohnstube, eine Kammer, eine kleine gute Stube, eine Küche, eine Diele zum Dreschen und Kuh- und Schweineställe. Landwirtschaft war seine Haupterwerbsquelle.
Der Schulhof war groß und an der Straße stand noch ein Torfstall. Hinter dem Hause war ein großer Garten mit vielen Obstbäumen. Mein Lehrer hatte zwei Kühe. Im Sommer holte er für sie jeden Tag frisches Gras von der Schulwiese am Allerbach. 20 Minuten musste er immer mit der großen Karre voll Gras schieben und sich oft niedersetzen.

Schule in Wichtenbeck

Schulklasse um 1960

Da ziemlich viel Land zur Schulstelle gehörte, trieb er großen Ackerbau. Er hatte auch viel Zeit dazu. Der Unterricht dauerte im Sommer nur von 06.00 bis 08.00 Uhr. Das war nach unseren heutigen Begriffen entsetzlich wenig, aber die größeren Kinder wurden dann zur Arbeit gebraucht. Im Winter war natürlich langer Unterricht. Vormittags von 08.00 Uhr bis 12.00 Uhr, an den Nachmittagen, außer mittwochs und sonnabends, von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Im Winter kamen dann abends bei Lampenlicht noch Privatstunden dazu, die ich regelmäßig besuchen musste und die besonders bezahlt wurden. Jeden Mittwoch und Sonnabend nach Schulschluss mussten zwei große Mädchen die Schulstube ausfegen, zwei große Knaben mussten in einem Korbe schneeweißen Sand holen, der auf den Fußboden gestreut wurde.
Wir hatten an jedem Schultag in den ersten Stunden Religion und mussten sehr viel auswendig lernen. Der Eimker Pastor war der nächste Vorgesetzte unserer Schule und besuchte diese recht oft. Vor Ostern gab es dann im Beisein des Pastors, des Schulvorstandes und der Eltern eine große Schulprüfung.

Ab und zu kam auch der Schulrat Friese aus Lüneburg zur Revision. Er fragte dann auch die Kinder in Geographie nach manchen Städten. Davon wussten die Kinder sehr wenig und blieben die Antwort schuldig.
Am Nachmittag ging er nach dem nächsten Dorfe und verirrte sich unterwegs. Dann fand er dort auf dem Felde einen Hütejungen, der dort die Ochsen hütete. Dann fragte er nach dem Weg zum nächsten Dorfe. “Hüt Vörmiddag wörst Du sau klauk, un nu kannst Du nich mal nah den nächsten Dörp finn´n!”, (“Heute Vormittag warst du so klug, und jetzt kannst du nicht mal zum nächsten Dorf finden!”), so sagte dieser und ließ ihn stehen.

Von 10 Jahren an mussten wir jeden Sonntag vormittags und nachmittags in die Kirche. In den beiden letzten Wintern der Schulzeit mussten wir den Konfirmandenunterricht des Pastors besuchen. Auch in diesen vier Jahren bekamen wir sehr viel Stoff zum Auswendiglernen auf. Die Kinder wurden mit 14 Jahren konfirmiert. Hiermit endete auch die Schulpflicht.

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