Aus der Wichtenbecker Schulchronik

1923

Das Jahr 1923 stand im Zeichen der Papierflut. Zur Freude aller wurde die Geldentwertung Ende des Jahres durch die Einführung wertbeständigen Geldes behoben. Eingeführt wurde nun die Rentenmark und es wurde nun wieder mit Mark und Pfennig gerechnet.

Januar 1924

Im Januar des Jahres 1924 richteten die Wildschweine in der Feldmark der Gemeinde starken Schaden an. Am 18. Januar jährte sich der Todestag des Dichters “Hoffmann von Fallersleben” zum 50. Mal. Auch in der Schule wurde des Dichters gedacht.

Zu Anfang des Jahres 1924 herrschte hier im Kreis die Tollwut unter den Hunden. Unser Ort blieb verschont. Allerdings mussten alle Hunde an der Kette liegen oder mit einem Maulkorb versehen an der Leine geführt werden.

Februar 1924

1924 hatten wir einen sehr strengen Winter mit reichlich Schneefällen.

Am 23. Februar war eine amtliche Konferenz in Uelzen in der Aula des Seminares.
Tagesordnung:
1. Kreisassistenzarzt Dr. Rolfing: Beobachtung bei Schulbesuchen.
2. Direktor Müller: Unsere Sparkassen.
3. Rektor Meyerholz: Arbeitsgemeinschaft für Junglehrer.
4. Vortrag von Herrn SchulratVoggt-Harburg: Probleme der staatsbürgerlichen Erziehung.

Ende Februar hatten wir wieder starken Frost - minus 12 bis 13°C und viel Schnee.

März 1924

Anfang März hoher Schnee, die Straßen wurden frei geschaufelt. Am 13. März hat der 24-jährige Otto Gade aus Wriedel den Gastwirt Gustav Maaks im Streit erstochen.

April 1924

Im April hatten wir meistens kaltes regnerisches Wetter. Ostern 1924 sind zwei Knaben (Willi Holst und Walter Carstens) und zwei Mädchen (Luise Meyer und Luise Ripke) konfirmiert.

Mai 1924

Am 04. Mai war Reichstagswahl im Schulzimmer. Die Wahlbeteiligung war hier gut. Die meisten Stimmen konnte die Deutsch-Hannoversche Partei für sich buchen. Wichtenbeck bekommt jetzt auch bessere Verbindung mit dem Bahnhof Suderburg. Es besteht ein Zwangs-Wegeverband. In diesem Jahre wird die Strecke Bahnhof-Suderburg - Ziegelei Bahnsen ausgebaut. Am 18. Mai fand im Schulzimmer die Vorabstimmung für ein selbstständiges Hannover statt; der größte Teil des Ortes stimmte mit “ja”.

Juni 1924

Am 08. und 09. Juni war Pfingsten, es gab zehn Tage Ferien vom 07. bis 17. Juni. Ein Tag vor den Ferien machte die Schule einen Ausflug. Es ging zuerst nach Gr. Süstedt. Hier waren die Schulen Gerdau, Böddenstedt, Bargfeld, Eimke und Dreilingen versammelt. Dann ging es über die Mühle Verhorn nach Linden. Lehrer Heinemüller übernahm nun die Führung und zeigte uns den Ort, wo früher Kieselgur gegraben wurde.
Am 06. Juni fand eine Elternversammlung statt. Es erschienen aber nur sechs Mann und diese bilden nun den Elternrat.
Am 19. Juni wurde geimpft und die Nachschau war am 26. Juni bei Gasthaus Buhr in Eimke.

Juli 1924

Am 18. Juli traf ein Blitzstrahl die Scheune des Hofbesitzers Bunge in Linden. Auch die Wichtenbecker Wehr rückte zur Brandbekämpfung aus.

August 1924

Die Sommerferien dauerten vom 19. Juli bis 11. August. Am 11. August fand die Verfassungsfeier in der Schule statt.

September 1924

In diesem Jahr gab es eine reiche Ernte an Steinpilzen. Zentnerweise wurde die Pilze von den Einwohnern gesammelt und zum Preis von 25 Pfennig das Pfund verkauft.

November 1924

Der 10. November war ein Freudentag für die Schulkinder. Auf dem Saal des Gastwirts Wellmann fand ein Hudemann-Konzert statt. Vortrag der Lieder:
1.   Auf auf mein Herz mit Freuden
2.   Heideröslein
3.   Bunt sind schon die Wälder
4.   Fußreisen
5.   Einkehr
6.   Dann musst gehen in die stille Heid
7.   Die Heid hat Hochtied
8.   Mein Johann
9.   In der Wisch
10. Nun ach du mein lieb Heimatland

Anwesend waren die Schulen des Kirchspiels Gerdau und Eimke. Den Kindern hat es viel Freude gemacht.

Dezember 1924

Am 07. Dezember war Reichstagswahl und Wahl zum preußischen Landtag. Die Wahlen fanden wieder in unserer Schule statt. Die Wahlbeteiligung war nicht hoch. Merkwürdigerweise wurden 17 Stimmen für die Kommunisten abgegeben.
Am 12. und 13. Dezember war hier große Treibjagd. Erlegt wurden 2 Rehe, 15 Hasen und 2 Kaninchen. Am Abend des 13. war dann großes Jagd essen mit Ball.

1926

Im Januar des Jahres herrschte bittere Kälte. Auch über Mangel an Schnee brauchten wir nicht zu klagen. Im Februar war sehr nasskaltes Wetter.
Nach vielen Verhandlungen zwischen Rheinmetall-Regierung und der Gemeinde Wichtenbeck sind nun seit dem 4. März die schulpflichtigen Kinder von Gut-Mitte hier eingeschult.
Am 11. März starb unser lieber, von allen geschätzter Gemeindevorsteher, der Zimmermeister Wilhelm Buckendahl, im 41. Lebensjahr. Bei der Trauerfeier sang der gemischte Chor, dessen Mitbegründer er war, das schöne Lied: Lasst mich geh´n.
Der Sommer 1926 zeichnete sich aus durch große Nässe. Trotzdem gelang es den Bauern, ihr Heu und Korn trocken einzufahren. Zur diesjährigen Verfassungsfeier erhielt die Schule auch eine Schulfahne in den Farben der Republik “schwarz, rot, gold”.
Im Mai dieses Jahres fanden wieder die Wahlen eines Elternrates statt. Im Schulbezirk Wichtenbeck wurde eine Wahl nicht
erwünscht.
Der Herbst 1926 zeichnete sich wieder aus durch große Nässe. Wie soll es bloß noch werden mit der Kartoffelernte? Die Kartoffel faulen zum Teil schon in der Erde.
Am 18. Oktober wurde die Schule revidiert durch Herrn Schulrat Vahlbruch aus Uelzen. Im Frühjahr 1962 berief der Herr Schulrat eine Kreislehrerkonferenz ein. Herr Schulrat Vahlbruch hielt einen Vortrag über sexuelle Fragen. Hieran schloss sich eine lebhafte Aussprache darüber, ob die älteren Jahrgänge in der Schule über geschlechtliche Dinge vom Lehrer aufgeklärt werden sollten oder nicht. Ein Teil der Lehrer hielt dieses für notwendig, natürlich mit dem nötigen Takt, ein anderer Teil der Lehrerschaft verneinte es und betonte,dass die Familie, vor allem die Mütter, dazu berufen seien, ihre Kinder aufzuklären.
Im Herbst 1926 wurde in hiesiger Gemeinde, wie überall im Kreise Uelzen, die ländliche Berufsschule eingeführt. Die schulentlassene männliche Jugend vom 14. bis 18. Lebensjahr musste diese Berufsschule besuchen. Der Unterricht der Berufsschule wurde in unserer Gemeinde in Eimke für Eimke, Ellerndorf, Brambostel, Dreilingen und Wichtenbeck von den Kollegen Gruhs und Obitz erteilt und zwar wöchentlich 4 Stunden.

1928

Im Herbst des Jahres 1928 wurde durch Herrn Schulrat Vahlbruch ein Handarbeitskurs in Uelzen eingerichtet, der sich einer regen Teilnahme von Handarbeitslehrerinnen und Lehrerfrauen erfreute.

1929

Der Beginn des Jahres 1929 steht im Beginn des Winters. Am 11.02. morgens 08.00 Uhr zeigte das Thermometer -26°C. Immer noch will der Winter nicht weichen und übt bis in den April seine Herrschaft aus.
Im Juni brannte ein Teil des Dreilinger Moores. Hiesige Feuerwehren bekämpften den Brand. Dem Lehrer wurden viele Schlangen abgeliefert um die Prämien für Kreuzottern zu erhalten. Leider waren auch viele Ringelnattern dabei.
Am 5. September war schulfrei, weil der Graf Zeppelin seine Weltreise vollendet hatte.
Herr Pastor Habenicht trat im Herbst diesen Jahres in den Ruhestand. In Eimke fand eine kleine Feier im Pfarrhaus statt. Der gemischte Chor sang einige Lieder.

1930

Im Jahre 1930 erhielt der Schulgarten einen neuen Zaun. Der Nachbarort Dreilingen hat eine Motorspritze erhalten. Auch die hiesige Wehr war bei der Einweihung erschienen. Das Jahr war ein gutes Bienenjahr, die hiesigen Imker hatten reichen Ertrag.
Am 1. Oktober erhielten wir wieder einen neuen Pastoren, Herrn Dr. Möller von der Volkshochschule in Hermannsburg.

1931

Auch in der hiesigen Gemeinde greift die Arbeitslosigkeit immer weiter um sich.
Wie meistens in jedem Jahr, so würden auch im Jahr 1931 Verbesserungen am Schulhause vorgenommen. Zwei Zimmer der Lehrerwohnung wurden neu tapeziert.
Die Gemeinde pachtete einen neuen Spielplatz für die Kinder auf dem Hofe des Herrn Riggert.
Der 18. Januar wurde festlich begangen. Sind doch 60 Jahre verflossen seit Gründung des Deutschen Reiches. In Eimke wurde Lehrer Gruhs nach Pattensen versetzt. Nachfolger wurde Kollege Köthke.
Am Mittwoch des 29. Juni fiel der Unterricht aus zu Ehren des Freiherrn von und zum Stein, der vor 100 Jahren starb. In diesem Jahr war auch in Eimke nach langer Zeit wieder Missionsfest. Auch wird in Eimke ein Posaunenchor gegründet.

1932

Der Winter 1932 zeigt sich äußerst milde. Dieses ist sicherlich zu begrüßen, sonst müssten die Bewohner der Städte neben Hunger auch noch strenge Kälte erdulden, was sollte daraus werden! Auch unsere Schule beteiligt sich an der Sammlung für die Winternothilfe. Zwei große Säcke mit Kleidungsstücken konnten abgeliefert werden.
Am 22. März feierten die Deutschen den Todestag Goethes; da am 19. die Osterferien begannen, feierten wir diesen Tag schon am
18.03.
Deutschland steht im Zeichen der Wahl.
Wichtenbeck wählte mit großer Mehrheit “unseren” Hindenburg.
Bezüglich der Schülerversicherung hat sich unsere Schule der Schuhfag angeschlossen.
Für die Elternratswahlen zeigte sich wenig Interesse, trotzdem wurde auch hier ein Elternrat gewählt.
Die Lehrer unserer Arbeitsgemeinschaft weilten am 06.06. hier mit ihren Frauen in Wichtenbeck. Scheinbar hielt dieser mit der Oberstufe eine Lektion in der Raumlehre.
Im lieben Vaterlande wird es immer trostloser. Brünning geht, Papen kommt mit neuen Notverordnungen, die Zwangsversteigerungen werden immer häufiger.
Ende Juni macht die Jugend Wichtenbecks eine Radfahrt nach Hermannsburg zum Missionsfest. Die Ernte des Jahres war gut, nur die Preise waren schlecht. Auch an Haussammlungen hat es nicht gefehlt, für den V. d. A. wurden 17,--M. gesammelt, ein ähnlicher Betrag kam für die Blinden zusammen.

1933

Im Winter herrschte hier die Grippe, die fast jedes Haus aufsuchte, allerdings nicht allzu bösartig auftrat. Die Schule brauchte aber nicht geschlossen zu werden.
Pastor Möller ließ in Eimke eine Evangelisationswoche abhalten, die viel Zuspruch hatte, Auch Bibelstunden wurden in der Schulstube abgehalten. In Deutschland wehte Frühlingswind.
Hitler wurde Reichskanzler und der Reichstag aufgelöst. Am 05.03. ist Reichstagswahl. Es geht ein Hoffen durch unser Volk. 90 %     des deutschen Volkes gingen zur Wahlurne und 52 % sprachen durch ihre Wahl der neuen Regierung ihr Vertrauen aus. Aus Freude über diesen Sieg hatte die Jugend am 8. März schulfrei. Stolz wehte an diesem Tag vom Schulhaus die Fahne schwarz-weiß-rot, daneben zeigte sich die Fahne des jungen Deutschland, das Hakenkreuz. Dann folgte der Tag von Potsdam, den unsere Schulkinder durch Radio miterleben durften.
Harmonisch verliefen auch die Gemeindewahlen in unserem Dorf. Der alte Ausschuss und auch unser alter, bewährter Gemeindevorsteher, Herr Holst, wurde einstimmig wiedergewählt.
Im Frühjahr und Sommer des Jahres wurde das Schulhaus gründlich ausgebessert. Die Südwand wurde erneuert und die Küche, die nur sehr klein war, wurde vergrößert. Die Kosten beliefen sich auf fast 2000,-- M.
Zum Weihnachtsfest 1933 wurde nach längerer Zeit wieder eine Weihnachtsfeier durch die Schulkinder veranstaltet, im Saale von Gastwirt Schulte. Dieselbe war gut besucht und machte viel Freude bei den Kindern und Erwachsenen.

1934

Im Frühjahr 1934 musste leider auch unser verehrter und allgemein beliebter Gemeindevorsteher, Herr Wilhelm Holst, sein Amt als Vorsteher und stellvertr. Vorsitzender des Schulvorstandes niederlegen, zum großen Leidwesen der hiesigen Gemeinde. Nachdem derselbe vor dem Kriege schon lange Jahre das Amt inne hatte, hat er auch nach dem Kriege fast zehn Jahre hindurch mit großer Gewissenhaftigkeit sein nicht leichtes Amt zum Segen der Gemeinde geführt. Zu seinem Nachfolger wurde der Bauer Wilhelm Meyer ernannt. Möge er in die Fußstapfen seines Vorgängers treten und auch weiterhin zwischen Schule und Vorsteher das gute Verhältnis bestehen bleiben zum Segen der Schule und der Kinder.
Am 20. Juni 1934 war der Tag der deutschen Schule in Uelzen. Unsere Schule hatte die wirtschaftlichen Verhältnisse der deutschen Siedler in Chile darzustellen. Der Tag war für die Kinder sehr anstrengend, aber auch sehr lehrreich.
Am 23. Juni fanden die Reichsjugendwettkämpfe der Schulen des Kirchspiels Eimke in Eimke statt. Von den teilnehmenden Kindern konnten 6 die Palme des Sieges erringen.

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